Gibt es bald schottische Hochlandrinder auf dem Oberkochener Hausberg?
Reinhold Vogel (l.) und Otmar Bihlmaier. Foto: ls |
Revierförster Reinhold Vogel und der Oberkochener NABU-Vorsitzende Otmar Bihlmaier zeigen bei einer Exkursion zum Volkmarsberg, wo ein sogenannter Hutewald entstehen soll. Zunächst war eine Fläche von 3,5 Hektar angedacht, die aber nun auf circa sechs Hektar erweitert werden soll. Ein Projekt, das von der Forstverwaltung initiiert wurde und von der Stadtverwaltung sehr begrüßt wird. Ganz in der Nähe des Volkmarsbergturms soll das Projekt realisiert werden.
Ein Hutewald ist eine Waldweide, stammt von dem altdeutschen Wortstamm „hute“ für hüten ab und der Begriff bezeugt, dass der Wald im Mittelalter als Weidegrund für Haustiere genutzt wurde. Hutewälder seien durch die moderne Wald- und Viehwirtschaft verloren gegangen, sagt Otmar Bihlmaier. Bis ins achtzehnte Jahrhundert hätten Bauern ihre Tiere zur Mast in den Wald geschickt. Der Wald wurde im Mittelalter quasi als Weidegrund für Haustiere genutzt.
Der Oberkochener Hutewald auf dem Volkmarsberg soll im Anschluss an die Wacholderheide entstehen und das Gebiet nach zwei bis drei Jahren hinsichtlich Artenvielfalt aufwerten. Die Pläne liegen auf dem Tisch, noch ist es aber Zukunftsmusik, weil noch zahlreiche Vorarbeiten realisiert werden müssen. Jüngst waren Vertreter vom Regierungspräsidium, vom Landschaftserhaltungsverband und von Ina Wamsler seitens der Stadt auf dem Hausberg und man war sich einig, dass hier ökologisch Wertvolles entstehen kann. „Wir wollen eine alte Kulturform wieder aufleben lassen“, sagt Reinhold Vogel beim Rundgang. Auf die Waldweide können Pferde, Rinder, Ziegen, Schafe und Schweine getrieben werden, um dort ihr Futter zu suchen. „Ich könnte mir auch schottische Hochlandrinder vorstellen“, blickt der Revierförster in die Zukunft. Einige Jahre werde es schon noch dauern.
Hutewald schafft Artenvielfalt
Otmar Bihlmaier verweist auf die ökologischen Vorzüge eines Hutewalds. Die Nutztiere fressen nachwachsende Bäume ab und verhinderten somit ein Zuwachsen des Waldes. Diese offenen und lichtdurchfluteten Bäume eine hervorragende Lebensgrundlage für zahlreiche Pflanzen und Tiere.„Dadurch trägt der Hutewald besonders zum Erhalt der Artenvielfalt bei“, so der Naturschutz-Experte. Als Beispiel nennt er den Gewöhnlichen Wasserdost, der in geschlossenen Wäldern nicht vorkommt. In offenen Flächen kann sich dieser ansiedeln. Der Nektar dieser Pflanze ist wiederum Nahrung für verschiedene Schmetterlinge, Schwebfliegen, Hummeln und Käfer.
Jetzt gehe es an die Vorarbeiten. Revierförster Vogel nennt unter anderem die notwendige Einzäunung. Genehmigt werden muss das Projekt vom Regierungspräsidium als oberer Naturschutzbehörde. Was auf dem Volkmarsberg entstehen soll, ist so etwas wie eine Renaissance der Waldweide. Auch auf die Ebene oberhalb des Rodsteins wurden früher schon Rinder über den „Kuhsteig“ auf die Weide getrieben. Für die Stadt gibt´s neben der Ökologie noch Mehrwert. Wer einen Hutewald einrichtet, erhält Öko-Punkte. Diese Punkte können dann als Kompensationspunkte eingesetzt werden, wenn zum Beispiel ein Gewerbegebiet realisiert werden soll.
Lothar Schell, Schwäbische Post